Am 11. September 2017 fand in der Zeit von 18:00 bis 19:45 Uhr ein weiterer von „Gertrud hilft“ organisierter Runder Tisch statt. Mit über 40 Teilnehmern haben wir das Thema „Wie verändert sich die Arbeit mit Geflüchteten?“ diskutiert. Als Referent und „Input-Geber“ hat Mischa Helfmann in das Thema eingeführt. Mischa Helfmann (Foto) ist beim Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Hamburg-Ost für den Bereich „Migration und Asyl“ zuständig.
Wir haben darüber diskutiert, wie sich unsere ehrenamtliche Tätigkeit seit 2015 verändert hat und sich aller Voraussicht nach in nächster Zeit weiter wandeln wird. Während wir in 2015 in erster Linie die Nöte der Geflüchteten gelindert haben, z.B. durch Kleider- und Essensspenden oder durch die Unterstützung beim Kennenlernen der Stadt Hamburg, sind wir in jüngster Zeit immer mehr in die Integrationsarbeit hineingewachsen. Wir unterstützen bei Behördenangelegenheiten und bei der Wohnungssuche, wir suchen Praktikums- und Ausbildungsplätze und helfen Schülern auf dem Weg zu einem Schulabschluss.
Was wird sich weiter verändern? Der Hamburger Senat hat aktuell das „Hamburger Integrationskonzept 2017“ vorgestellt, in dem Integrationsziele benannt sind, die in den Jahren ab 2018 erreicht werden sollen. Ungewöhnlich – aber positiv – daran ist, dass Zielwerte formuliert sind. Konkretes Beispiel aus dem Bereich Sprache: Hier sollen mindestens 8.000 Menschen pro Jahr an einem Integrationskursus teilnehmen, die Wartezeit auf einen Integrationskurs soll maximal sechs Wochen betragen und mindestens 60 Prozent der Teilnehmer sollen die Sprachprüfung B1 bestehen.
An diesem Beispiel zeigt sich, dass sich unsere Arbeit in Teilen verändern wird. Führen wir bisher in der Freiligrathstraße vier Deutschkurse durch, die vor dem Beginn eines Integrationskurses einen Einstieg in die deutsche Sprache ermöglichen, so werden diese Kurse bei einer verkürzten Wartezeit von sechs Wochen bis zum Start eines Integrationskurses überflüssig werden. Stattdessen wird es aber notwendig sein, die Teilnehmer der Integrationskurse bei den Hausaufgaben zu unterstützen und sie auf die B1-Sprachprüfung vorzubereiten.
Weitere wichtige Themen der Diskussion waren das Asylrecht und Abschiebungen. Viele Bewohner der Freiligrathstraße sind seit mehr als zwei Jahren in Deutschland. Im günstigsten Fall werden sie in nächster Zeit als Asylbewerber anerkannt oder erhalten eine längerfristige Aufenthaltsduldung. Im schlimmsten Fall werden die Geflüchteten in ihr Heimatland abgeschoben.
Wie gehen wir damit um? Wie können wir im Vorfeld dazu beitragen, dass eine Abschiebung verhindert werden kann? Und wie und wo können sich die Ehrenamtlichen, die diese Geflüchteten über lange Zeit helfen und begleiten, Unterstützung bei der – auch seelischen – Aufarbeitung holen? Hierzu wurde beschlossen, einen Workshop mit Experten zu organisieren.
Zu guter Letzt wurde festgehalten, für die Bewohner der Freiligrathstraße Computerkurse anzubieten. Der Computerraum wird zwar genutzt, aber eine gezieltere Nutzung zum Beispiel zur Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache, bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz oder der Nutzung des „Behördenfinders“ wäre wünschenswert. Auch hierzu wird sich eine Gruppe bilden, die Computerkurse gezielt vorbereitet und umsetzt.