Bericht vom „Runden Tisch Gertrud hilft“ am 28. Januar im Gemeindesaal

Bericht vom „Runden Tisch Gertrud-hilft“ am 28. Januar 2019

im Gemeindesaal

Der „Runde Tisch Gertrud hilft“ (früher „Runder Tisch Freiligrathstraße“) ist inzwischen eine Institution geworden, jedenfalls ein regelmäßiges Treffen zwei Mal im Jahr aller ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die in den beiden Wohnunterkünften Freiligrathstraße und Averhoffstraße arbeiten. Außerdem soll es ein Forum für alle Menschen in der Nachbarschaft sein, unkompliziert Informationen über die Unterkünfte zu erhalten und eventuellen Ärger an der richtigen Stelle loszuwerden. Deshalb sind immer Frau Remek vom Bezirksamt Nord, der „bürgernahe Polizeibeamte“ und die Sozialmanager von fördern & wohnen dabei. Und der erste Tagesordnungspunkt ist routinemäßig die Information über die neuesten Entwicklungen in den beiden Unterkünften. Alle Einzelheiten zu diesem Punkt kann man im Newsletter Februar 2019 nachlesen.

Für das inhaltliche Hauptthema des Januar-Treffens wollten wir uns mit einem dringenden aktuellen Thema der Integrationsarbeit beschäftigen. Denn mit den Monaten und inzwischen Jahren, die die Geflüchteten schon in Hamburg wohnen, verschieben sich unsere Aufgaben. Wir haben gelernt, dass „Hilfe zur Integration“ sich jeweils anpassen muss an die Bedarfe (so das Fachwort der Sozialmanager). Deshalb beschäftigte uns das Thema Deutsch-lernen als wichtigstes Mittel zur Integration, als Schlüssel zu Ausbildung und Beruf. Und wir trafen wohl einen wichtigen Punkt: über 50 Interessierte waren in den Gemeindesaal der St. Gertrud-Gemeinde gekommen.

Im Mittelpunkt steht die DTZ-Prüfung: „Deutsch-Test für Zuwanderer“ auf dem Sprachniveau B1 mit der Definition „Selbstständige Sprachanwendung“. Sie müssen alle Zuwanderer bestehen, um Ausbildungsplätze und Jobs zu bekommen. Das Problem: Hier fällt praktisch die Hälfte der Geflüchteten durch, was natürlich große Enttäuschung bei den Betroffenen auslöst. Frustriert sind mit ihnen ihre Deutsch-Nachhilfelehrerinnen und –lehrer. Deshalb griffen wir dieses Problem auf und entdeckten, dass man sich auch auf der Ebene der Hamburger professionellen Sprachförderer Gedanken gemacht hat und versucht Abhilfe zu schaffen. Wir luden also das Team vom „Dialogforum Sprache“ ein.

Herr Björn Keßner von der BASFI (Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration), Frau Heike Kölln-Prisner von der Volkshochschule und Frau Uta Keite von den Öffentlichen Bücherhallen berichteten jeweils aus ihrer Spezialperspektive von der Sprachunterstützung. Herr Keßner stellte die offiziellen Integrationskurse vor, aber auch ein Hamburger Kursangebot für die Geflüchteten mit unklarer Bleibeperspektive, die kein Recht auf die Integrationskurse des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge haben.

Für die vielen ehrenamtlichen Nachhilfe-Lehrerinnen und –lehrer im Publikum werden die Informationen von Frau Kölln-Prisner über den Aufbau der DTZ-Prüfung zentral gewesen sein. Sehr pragmatisch  zeigte sie: Wie ist die Prüfung aufgebaut? Wo gibt es Übungsmaterial, das genau auf die Aufgabenstellungen der Prüfung zugeschnitten ist? Die Sprachverlage wie Cornelsen, Klett, Langenscheidt,  auch das Goethe-Institut, stellen kostenlos Material im Internet zur Verfügung.  Sie empfahl eine realitätsechte Prüfungssimulation vorher: Aufgabenstellung verstehen, Zeitplanung, Prüfungsstrategie („zuerst die leichten Aufgaben“).

Die Diskussionen nach der Veranstaltung, mit einem leckeren Imbiss, von der BASFI gestiftet.

Beeindruckt waren wir Muttersprachler von den Schwierigkeiten der DTZ-Prüfung, für die Frau Kölln-Prisner ein Beispiel mitgebracht hatte: einen lebensechten „Bürgerbüro-Wegweiser“. Er spiegelte die bürokratische Sprache der deutschen Ämter wider, an die man sich immer wieder im Alltagsleben wenden muss.

Das führte zur Diskussionsfrage, die eine Teilnehmerin – erfahrene Deutsch-Lehrerin – aufwarf: ob diese Prüfung denn nicht letztlich ein Ausleseinstrument sei. Menschen, die in ihrer Heimat keine entsprechende Ausbildung bereits genossen haben, hätten viel schlechtere Chancen, die Prüfung zu bestehen.

Die Fachleute stimmten zu – die Prüfung sei wirklich anspruchsvoll. Die Sprachverbände plädierten jedenfalls gegenüber dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für eine Änderung der Prüfung. Immerhin gibt es einen Trost:  die DTZ-Prüfung ist „skaliert“. Dies bedeutet, dass mehrere Sprachniveaus gleichzeitig geprüft werden. Hat man B1 nicht bestanden, so kann man jedoch im nächst niedrigeren Niveau  A2 erfolgreich gewesen sein. Und es gibt Wiederholungsangebote, um später doch zu bestehen.

Sehr nützlich für Geflüchtete und ihre Helferinnen war ein Informationsbogen der Bücherhallen mit allen Medien, die die Bücherhallen analog und digital zur Verfügung stellen. Frau Keite wies auch  auf „Dialog in Deutsch“, auf die offenen Gruppenräume und den Computerzugang hin.

Alle Informationen der Veranstaltung sind unter https://www.hamburg.de/dialogforen/4802400/dialogforum-sprache/   nachzulesen.

Christiane Tichy

 

Newsletter Februar 2019

Liebe Freunde von „Gertrud hilft“!

Das Jahr fing gut an – jedenfalls aus der Sicht von „Gertrud hilft“. Wir haben uns sehr gefreut, dass unser Januar-Runder-Tisch so viele Zuhörerinnen und Zuhörer angelockt hat:  der Gemeindesaal war voll besetzt mit Interessierten für das Thema: „Oh Schreck – die DTZ naht! Wie kann ich unterstützen?“. Näheres siehe unten.

  • Wie immer die neuesten Entwicklungen in den Wohnunterkünften:

Neues aus der Wohnunterkunft Freiligrathstraße

Die Neubesetzung der Unterkunft vom Herbst 2018 ist beendet: die Wohnungen sind von neuen Familien belegt. Deshalb haben die Ehrenamtlichen von „Gertrud hilft“ ihre Angebote bei einer Bewohnerversammlung mit Übersetzern vorgestellt.

Drei konkrete Anfragen nach ehrenamtlichen Helfern:

a) am Mittwoch von 11 bis 12 Uhr 30 oder um 13 Uhr werden noch Personen zur 1:1 Unterstützung für Frauen beim Deutsch-Lernen gesucht, als Nachhilfe für den Integrationskurs.

b) Auch für den Computerraum werden noch Betreuerinnen und Betreuer gebraucht: möglichst nachmittags oder abends, mit freier Zeiteinteilung.

c) Und auch die Nachhilfe für Jugendliche im Gemeindehaus Immenhof 8 a kann noch Verstärkung gebrauchen: Nachhilfe in Deutsch, Mathematik und Englisch auf Niveau vom Haupt- oder Realschulabschluss, immer dienstags 17 bis 19 Uhr und donnerstags, 18 bis 20 Uhr.

 

 Neues aus der Wohnunterkunft Averhoffstraße

Alle Angebote – Begegnungscafé, Deutsch-Kurse, Kinderangebote – gehen weiter, die Hausaufgabenhilfe für Kinder konnte auf einen zweiten Nachmittag am Montag erweitert werden.

Eine erfreuliche Nachricht: Der Spielplatz neben der Unterkunft im Heideweg wird neu gestaltet. Frau Remek vom Bezirksamt Nord teilte mit, dass die Bezirksversammlung 190 000 € dafür bewilligt hat.  Um Vorschläge zu sammeln, finden am Dienstag, 26. Februar 2019 um 16 Uhr 30 für die Menschen der Wohnunterkunft Averhoffstraße und am Mittwoch, 10. April nachmittags für die gesamte Nachbarschaft Versammlungen aller Interessierten statt. Nach Ende der Neugestaltung wird der Spielplatz mit einem kleinen Fest eingeweiht – wie es ja schon in der Freiligrathstraße im Herbst stattgefunden hat.

Ebenfalls wie in der Wohnunterkunft Freiligrathstraße arbeitet „Gertrud hilft“ daran einen Computerraum mit gespendeten PCs zu installieren.

 

 Änderungen im Koordinationsteam:

Wir begrüßen herzlich Dirk Wetzel als neues Mitglied des Koordinationsteams und freuen uns auf die Zusammenarbeit! Er wird als Koordinator gemeinsam mit Bettina Kohs die Aktivitäten in der Unterkunft Averhoffstraße unterstützen und sich um den geplanten neuen Computerraum kümmern.

 

Runder Tisch Gertrud hilft

Der „Runde Tisch Gertrud hilft“ am 28. Januar 2019 hatte für das Thema „Hilfe für Ehrenamtliche bei der Unterstützung der Geflüchteten für die DTZ-Prüfung (Deutsch-Test für Zuwanderer)“ zwei Expertinnen von der Volkshochschule und von den Öffentlichen Bücherhallen sowie einen fachkundigenVertreter der zuständigen Behörde (BASFI) eingeladen. Es war eine lebhafte und sehr informative Veranstaltung, die anwesenden ehrenamtlichen Deutsch-Lehrerinnen erhielten viele praxisnahe Tipps, nachzulesen bei https://www.hamburg.de/dialogforen/4802400/dialogforum-sprache/

 

WER INTERESSE HAT, SICH BEI EINEM ODER MEHREREN DER ANGEBOTE ZU ENGAGIEREN, regelmäßig oder sporadisch, FRAGEN DAZU ODER WEITERE VORSCHLÄGE HAT, MELDE SICH BITTE UNTER: INFO@GERTRUD-HILFT.DE  ODER TELEFONISCH UNTER 0157 75296365.

 

Herzliche Grüße vom Koordinationsteam:

Ulf Andresen

Peter von Gottberg

Bettina Kohs

Christiane Tichy

Dirk Wetzel